"I am half agony, half hope."
Jane Austen
Mit dem Kinderwunsch ist es ja so eine Sache.
Während unser Leben inzwischen in vielerlei Hinsicht gut planbar scheint und wir das auch gerne nutzen, ist es bei der Frage
"Wann bekommen wir ein Kind ?" manchmal nicht so.
Zunächst.
Irgendwann kommt dieser ganz wunderbare und innige Moment, an dem sich zwei Menschen finden und gemeinsam entscheiden, dass sie eine Familie gründen wollen.
Inzwischen gibt es ja dank Zyklus-Handyapps und Fruchtbarkeitsmonitoren, Ovulationstests und nicht zuletzt dem wirklich wunderbaren Tool der natürlichen Familienplanung genug Möglichkeiten, sein Sexleben auch ein bisschen schwangerschaftsgewinnbringend zu strukturieren.
Und wenn es vielleicht nicht sofort passiert, aber meistens halt doch in den ersten sechs Monaten, nachdem man diesen Beschluss gefasst hat.
Was passiert aber nun genau dann, wenn sich dieser Wunsch einfach nicht erfüllen will?
Zunächst ist man noch ganz funktional unterwegs.
Zyklusunregelmäßigkeiten und die Organfunktionen kann der Frauenarzt abklären und behandeln, die Spermienqualität der Urologe.
Aber je mehr Monate vergehen, desto grösser wird die innere Unruhe.
"Liegt es an mir?"
"Ernähre ich mich ausgewogen genug, um schwanger zu werden?"
"Ist mein Leben zu stressig, kann ich deshalb keine Kinder zeugen?"
Leise Zweifel machen sich breit und die Beziehung wird auf eine erste Probe gestellt.
Redet man über den Frust, der sich mit jeder Monatsblutung einstellt oder schluckt man den weg?
Planungen, die man schon im Hinblick auf eine eintretende Schwangerschaft gemacht hat, werden plötzlich frustrierend anstatt verlockend.
Vorhaben wie Urlaub, Wohnung oder Arbeitsstelle berücksichtigen oft den perspektivischen Familienzuwachs.
Was das Leben letztendlich oft im Vorhinein ein bisschen eindimensionaler macht.
Aus der zunächst nur auf sich selbst fokussierten Frage, wird nun so langsam ein "Wir" Thema.
"Machen wir was falsch?"
"Bin ich vielleicht gegen Dich "allergisch"?"
So gerne man auch endlich eine Antwort und eine Lösung hören möchte, so viel Angst hat man auch vor dem Satz:
"Sie können leider keine Kinder bekommen."
Noch mehr davor, dass eine Diagnose eine Schuldzuweisung implizieren könnte:
"Wegen Dir kann ich keine Kinder bekommen."
Spätestens hier wird es nun langsam richtig schwierig.
Nun ist die Antwort auf die Frage "Warum sind wir bisher nicht schwanger?" dank des medizinischen Fortschrittes zwar vielleicht schmerzhaft, aber häufig nicht perspektivlos.
Für die meisten Paare kann man, je nach Problem eine Therapie anbieten, auch jenen, bei denen man erst mal keine Ursache findet. Was übrigens gar nicht so selten der Fall ist.
Die allerdings, und das ist der nächste Hinkefuß, relativ aufwendig und mit einer ganzen Menge Nebenwirkungen versehen sein kann und finanziell, je nach Situation, durchaus kostspielig.
Inzwischen liegen die Nerven oft ziemlich blank.
Das Paar, das mal voller Euphorie und Liebe miteinander in das Projekt "Familie" gestartet ist, reibt sich aneinander auf.
Sex nach Fahrplan hat viel mit "Funktionieren" und wenig mit "Leidenschaft" zu tun. Auch wenn solche Momente oft noch mit Humor genommen werden können, schleicht sich doch mehr und mehr die Frustration und die Angst ein.
Hormonelle Therapien machen Frauen zu höchst sensiblen, verletzlichen Seelen und Männer, die am laufenden Bande Spermaproben abgeben müssen, fühlen sich als "Zuchtbullen" missbraucht.
Noch dazu können sie ja oft mit niemanden über dieses Dilemma reden.
Wenn alle anderen Paare im Freundeskreis Sie freudig über ihren Zuwachs in Kenntnis setzen:
"Upps, wir waren so schnell schwanger, ich hatte die Pille ja nicht mal abgesetzt", kann man meistens ja nicht fröhlich damit kontern, dass man ja immerhin schon 18 Monate mit Fehlversuchen hinter sich gebracht hat, unzählige diagnostische Methoden kennengelernt hat, vor allen möglichen Ärzten das Innerste nach außen gekehrt hat:
Dass man so zwar kein Kind, aber sich zumindest den Oscar in der Kategorie "Disziplin und Durchhaltevermögen in einer Paarbeziehung" verdient hat.
Wenn alles nun gut läuft, wird, wie auch immer, nun dank medizinischer Hilfe oder manchmal dann auch ganz plötzlich ohne, der Kinderwunsch erfüllt.
Aber: Vielleicht auch nicht.
Vielleicht wird der Wunsch nach Schwangerschaft erfüllt, aber man verliert das Kind wieder.
Vielleicht wird alles erfüllt, aber man hat sich als Liebespaar auf dem Weg durch den Kinderwunschdschungel verloren.
An jedem der oben genannten Zeitpunkte kann es sinnvoll sein, sich jemanden an Bord zu holen, der Sie begleitet.
Der Ihnen hilft, sich selbst zu finden, alleine oder als Paar.
Die Orientierung neu zu überdenken.
Konflikte zu lösen. Krisen zu bewältigen. Perspektiven zu entwickeln. Zu Motivieren. Zu Trösten. Oder auch Abschied zu nehmen.
Natalie Mann-Borchert
Praxis für Psychotherapie und Psychosomatik
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