Um das Prinzip der Psychotherapie zu erklären, benutze ich gerne das Bild einer Wanderung.
Am Anfang steht ein Mensch, der nicht mehr weiter weiss.
Vielleicht fehlt ihm die Orientierung, vielleicht hat er sich zuletzt einfach völlig verausgabt und ist am Ende seiner Kräfte. Vielleicht ist sein Gepäck zu schwer zu tragen oder vielleicht hat er Angst, weiter zu gehen.
Der Therapeut übernimmt nun die Funktion des Wanderführers.
Er fragt nach dem Ziel, er sieht sich das Gepäck an, er schenkt einen Moment des Atemholens. Er kann leiten, mittragen, vielleicht aber auch nur die Richtung im Blick behalten, annehmen und zuhören.
Er versucht die Fallstricke zu erfassen, hilft über steinige Wege, möchte aber auch den Blick für die Sonne wecken und das Glück.
Er kann nicht für Sie gehen. Aber er kann Sie begleiten.
Zwischendrin wird es harte Anstiege geben, es wird auch mal regnen und manchmal hat man vielleicht keine Lust mehr. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, kann ganz schön anstrengend sein.
Aber mehr und mehr kann dieser Mensch lernen sich selbst zu vertrauen, sein eigenen Kräfte zu entdecken, zu schätzen und besser einteilen zu können.
Er lernt vielleicht auch, andere mit auf den Weg zu nehmen, Begegnungen zu wagen, er lernt um Hilfe zu bitten oder vielleicht auch einfach öfter "nein" zu sagen.
Am Ende des Wege mögen Schwierigkeiten gemeistert, Selbstvertrauen gewonnen und eine Perspektive gefunden sein.
Wie läuft eine Therapie nun ab?
Am Anfang stehen die sogenannten probatorischen Sitzungen. Diese etwa fünf Termine dienen dafür, dass Therapeut und Patient sich kennenlernen und der Therapeut sich ein Bild von den Beschwerden des Patienten machen kann.
Der Patient prüft in dieser Zeit, ob er sich dem Therapeuten anvertrauen kann und ob er bereit ist, sich auf eine längerfristige Therapie einzulassen.
Die tiefenpsychologisch fundierten Verfahren, sind sehr verbreitete Therapieformen. Sie werden über das gesamte Spektrum von neurotischen, psychotischen und psychosomatischen Störungen angewendet.
Die therapeutischen Prinzipien haben sich vor allem aus der psychoanalytischen Praxis entwickelt. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf Konflikten und Entwicklungsstörungen, die in der aktuellen Lebenssituation des Patienten auftreten.
Dabei spielt die ausführliche Bearbeitung zugrunde liegender Ursachen aus der Vergangenheit, insbesondere aus der frühen Kindheit der Patienten stammen, nur eine untergeordnete Rolle .
Allerdings hilft das Verstehen von sich wiederholenden Prinzipien und Mechanismen ganz wesentlich beim Erkennen möglicher Handlungsweisen, genauso wie die von Übertragung und Gegenübertragung.
In der therapeutischen Praxis arbeiten Patient und Psychotherapeut zielorientiert, die Ziele und Schwerpunkte werden vor und während der Behandlung miteinander besprochen.
Die Dauer einer tiefenpsychologisch fundierten Behandlung liegt zumeist bei 25-50 Stunden und findet in der Regel einmal wöchentlich statt. Hierbei sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber, der Patient liegt nicht auf der Couch, kann das aber auch.
Möglich ist auch, nicht zu sitzen, sondern zum Beispiel eine Runde durch den Kurpark zu laufen ("walk and talk").
Art, Häufigkeit und Dauer der Sitzungen werden dem Einzelfall angepasst. So kann es manchmal sinnvoll sein, eine Behandlung über mehrere Jahre hinweg zu führen, wobei die Sitzungen dann alle zwei bis drei Wochen stattfinden.
Tiefenpsychologisch fundierte Verfahren werden sowohl als Einzel- als auch als Gruppentherapie angewendet und von den Krankenkassen nach Antrag übernommen.
Natalie Mann-Borchert
Praxis für Psychotherapie und Psychosomatik
Praxisgemeinschaft am Salzhaus
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